Russland Nizhni Nowgorod

Für Sie unterwegs: Moskau – Nishni Nowgorod – St. Petersburg

Nadja Moussa und Mariana Hristova waren für Sie in Russland im “Dreieck” Moskau – Nischni Nowgorod – St. Petersburg unterwegs.

Denn: Dass Russland ein riesengroßes, abwechslungsreiches Land ist, wissen viele. Dass man aber gar nicht so weit reisen muss, um die unterschiedlichen Gesichter des Landes kennenzulernen, wissen nur die Wenigsten. Und unterschiedlicher können Städte kaum sein. Sie berichten also von einer spannenden und interessanten Reise.

Erste Station: Moskau

Begonnen haben wir unsere Russland-Reise mit einer alten Bekannten, der souveränen, selbstbewussten Hauptstadt Moskau. Es war nicht unser erster Besuch in der russischen Metropole, trotzdem haben wir wieder Neues entdecken können.
Ein Highlight dieses Moskau-Besuchs war das kleine Museum im Haus an der Uferstraße. Monumental gebaut im Stil des Konstruktivismus, bot das Haus in der Stalinära Regierungsmitgliedern und hochrangigen Parteifunktionären einen für die damalige Zeit außerordentlich hohen Wohnkomfort. Traurige Bekanntheit erlange es aber durch die Säuberungsaktionen in den 1930-er Jahren, in denen rund 250 Hausbewohner unter verschiedenen Vorwänden als „Hochverräter“ und „Volksfeinde“ verhaftet, hingerichtet oder verbannt wurden, darunter Walentin Trifonow. Den angsterfüllten Alltag der Hausbewohner beschreibt sein Sohn Juri Trifonow in seinem Buch „Das Haus an der Moskwa“. In einem kleinen Museum in einer der Wohnungen wurden wir von der Witwe Juri Trifonows, Olga Trifonowa, empfangen, die uns die Geschichte des Hauses auf eine sehr herzliche und persönliche Art näher gebracht hat. Ein eindrucksvolles Treffen, das uns einen ganz besonderen Einblick in die russische Geschichte gewährt hat.

Diese Geschichte begegnete uns auch beim Besuch des Neujungfrauenklosters und der dazugehörigen Friedhöfe. Hier wurden viele Prominente Russen zu Grabe getragen, von deren Leben die individuell gestalteten Grabsteine erzählen. Ein Bummel durch die Friedhofswege gleicht einem Streifzug durch die Russische Kunst, Kultur und Politik.

Zweite Station: Nischni Nowgorod

Nach der „glänzend polierten“ Fassade der russischen Hauptstadt hat man, angekommen in Nischni Nowgorod, das Gefühl, in der tiefsten russischen Provinz gelandet zu sein. Dabei ist die Stadt in nur 4 Stunden mit dem Schnellzug von Moskau aus zu erreichen und sie ist die fünftgrößte Stadt Russlands und ein wichtiges Handelszentrum. Eine russische Redensart, die die Bedeutung Nischni Nowgorods widerspiegelt, lautet: Moskau ist das Herz Russlands, Petersburg der Kopf und Nischni Nowgorod seine Geldbörse.

Die Stadt erstreckt sich über mehrere Hügel am Zusammenfluss der Wolga und der Oka und ist als Architektur-Mekka Russlands bekannt. Hier erwartet den Besucher ein besonderes Ensemble aus einer historischen Altstadt und einer Vielzahl architektonisch interessanter Bauten der unterschiedlichsten Zeiten und Stile. Hinter den kleinen, schon etwas schiefen alten Holzhäusern glitzern die Fassaden der modernen Geschäftshäuser. Neben den „Bausünden“ der Breschnev-Ära behaupten sich alte Zwiebelturm-Kirchen und herrlich verzierte Kaufmannshäuser. Trotz der wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt hat man irgendwie den Eindruck, dass die Uhren hier anders ticken, dass Nischni Nowgorod die rasanten Entwicklungen der letzten Jahren verschlafen hat und dass man sich hier „ganz weit weg“ von der Politik Moskaus befindet.

Unterwegs im Nachtzug

Gut versorgt mit den beliebten eingelegten Gurken und dem russischen Nationalgetränk führte uns die Reise weiter Richtung Norden. Während unser gemütlicher Zug durch die Nacht rollte, hatten wir Gelegenheit, unsere mehr oder weniger vorhandenen Russisch-Kenntnisse zu testen und unsere Mitreisenden kennen zu lernen. Nachtzugfahrten in Russland sind immer ein Erlebnis!

Dritte Station: St. Petersburg

St. Petersburg, die jüngste Stadt auf unserer Route, empfing uns am Morgen gut ausgeschlafen. Nach dem glitzernden Moskau und dem verschlafenen Nischni Nowgorod bietet St. Petersburg fast einen unwirklichen Anblick. Die Stadt gleicht einem Freilichtmuseum. Wohin man blickt, sieht man prachtvoll verzierte Häuser in Pastellfarben, Stadtpaläste der alteingesessenen Familien, prunkvolle Kirchen und idyllische Kanäle, deren Ufer zum Bummeln einladen. Peter der Große hat sich hier sein eigenes „Venedig“ bauen lassen. Auch dieses Mal war die Zeit wieder viel zu kurz, um die zahlreichen Museen, Paläste, Kirchen und Klöster zu besuchen, um die leckeren Piroggen im Cafe Stolle zu kosten und um einen gemütlichen Spaziergang entlang der Newa oder auf einer der verschiedenen Inseln zu unternehmen, auf denen die Stadt errichtet wurde.

Die Oktoberkälte konnte uns aber nicht von einer abendlichen Bootsfahrt durch die Kanäle und auf der Newa abhalten. War das toll, das herrlich beleuchtete St. Petersburg aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen, von außen eingepackt in warme Decken, von innen mit einem „Wässerchen“ gewärmt.

Auch diese Reise hat mal wieder gezeigt, wie vielseitig Russland ist und dass es auch beim zehnten Besuch immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Doswidanja Russland, wir kommen wieder – ganz bestimmt.

Veröffentlicht am: Sonntag, 1. Januar 2017

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